Zum 11. September 2001

Ansprache von Mustapha Köklükaya (ehemaliger Imam der türkischen DITIB Fatih-Moschee Dietzenbach) am 11. September 2002 in der Dietzenbacher Stadtbücherei anlässlich eines Gedenkens an die Opfer der Terroranschläge vom 11.09.2001

Auf unserem Planeten sind zwei alte Kontinente sehr bedeutsam: Asien und Europa. Diese beiden Kontinente haben voneinander viel gelernt und sich in Kultur, Zivilisation, Kunst, ja sogar im Glauben gegenseitig sehr stark beeinflusst. Insbesondere die rasante Entwicklung von Industrie und Technologie  ab der Mitte des 20.Jahrhunderts haben für eine Wanderung der Arbeitskräfte gesorgt. Viele Menschen aus verschiedenen Kultur- und Glaubenskreisen müssen seither zusammenleben. Die Globalisierung hat diese Entwicklung nochmals beschleunigt. Die Länder und Kontinente sind näher zusammengerückt. All diese Entwicklungen bauen zwischen Ost und West neue Brücken. Unter diesen Voraussetzungen bleibt den Menschen gar nichts anderes übrig als in Frieden zu leben und tolerant und offen zu sein. Die Menschen sind geschaffen worden in verschiedenen Rassen, Geschlechtern, Sprachen und Glaubensüberzeugungen, damit sie sich kennenlernen, zusammenkommen, Wissen, Waren und andere Dinge untereinander austauschen, und im Frieden zusammenleben. Alle Menschen aus allen Himmelsrichtungen der Welt müssen sich stark anstrengen, alle Taten zu vermeiden, die das Zusammenleben der Kulturen gefährden oder Spannungen zwischen den Kulturen hervorrufen können. Unsere Welt befindet sich in einem gefährlichen Fahrwasser, in dem die Liebe, die Freundschaftlichkeit, die Nachbarschaft, insbesondere der Frieden mindestens ebenso wichtig ist oder sein müsste wie die Wirtschaft und der Profit. In der Gesellschaft dürfen Unterschiede in der Rasse, in der Hautfarbe, im Geschlecht, in der Sprache, im Glauben, überhaupt in der Kultur keine Benachteiligungen oder Bevorzugungen zur Folge haben; sie müssen im Gegenteil als Bereicherung anerkannt werden. Die Menschen sollten nicht versuchen, andere zu assimilieren und die kulturelle Vielfalt zu zerstören. Die kulturelle Vielfalt einer Gesellschaft ist wie ein schöner Mischwald, den wir pflegen müssen. Wenn wir diesen Mischwald zerstören, berauben wir uns unseres Atems. Mein Glauben fordert mich auf, mich für einen globalen Frieden einzusetzen. Im heiligen Koran heißt es:

„Oh Ihr Gläubigen, schließt alle miteinander Frieden und folgt nicht dem Satan, weil der ein offener Feind für euch alle ist.“

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