Horst Schäfer: “Das Licht des Himmels und der Erde”

Sehr geehrte Freunde des Lichts und Förderer des Lichtgedankens,

Friede sei mit Euch – Shalom – Salam.

ich überbringe hiermit einen Friedensgruß der Arbeitsgemeinschaft der Religionen in Dietzenbach, der von allen angeschlossenen Religionsgemeinschaften mitgetragen wird. Der Arbeitsgemeinschaft gehören an:

–          die evangelische Christus-Gemeinde,

–          die evangelische Martin-Luther-Gemeinde,

–          die katholische Pfarrgemeinde St.Martin,

–          die freie evangelische Jesus-Gemeinde,

–          die Neuapostolische Kirchengemeinde,

–          die türkische DITIB Fatih-Moscheegemeinde,

–          die marokkanische Tawhid-Moscheegemeinde, und

–          die pakistanische Ahmadiyya-Muslim-Jamaat,

Alle Religionen verbindet – neben ihrer häufigsten Herkunftsregion des Nahen Ostens – das Licht.

Das Ner Tamid ist ein ewiges Licht, welches in Synagogen vor dem Thora-Schrein brennt. Die Einrichtung des Ner Tamid in der Synagoge ist eine symbolische Erinnerung an die Menora, den siebenarmigen Leuchter, der ständig im Jerusalemer Tempel brannte. Das Ner Tamid wird im Talmud (2. Moses 27, 20 und 3. Moses 24, 2) als Symbol der ständigen Gegenwart Gottes im Volk Israel interpretiert oder als das geistige Licht, das vom Tempel ausstrahlte. „Das Gesetz ist eine Lampe und die Thora ein Licht“ (Sprüche 6:23).

Daneben gibt es im Judentum noch das Licht des acht- oder neunarmigen Chanukka-Leuchters, dessen Kerzen aber nur beim Chanukka-Fest angezündet werden. Das Chanukka-Fest feiert die Wiedereinweihung des Tempels nach dem erfolgreichen Aufstand jüdischer Freiheitskämpfer gegen die Monarchie der Seleukiden. Ein Sieg des Lichts gegen die Unterdrückung.

Im Alten Testament lesen wir in der Schöpfungsgeschichte, wie Gott das Licht erschaffen hat. An weiteren Stellen, vor allem in den Psalmen (78:14, 85:9ff) und beim Propheten Jesaja (8:21ff, 9:1, 26:9, 49:18, 60:1, 66:12) findet man Aussagen über die Bedeutung des Lichtes. Im Johannes-Evangelium (8:12) und in den Briefen des Johannes wird auf Jesusdas Licht der Welt, hingewiesen.

Das Licht im Christentum symbolisiert Gott und seinen Mensch gewordenen Sohn Jesus. Dies zeigt sich zum einen an der Vielfalt der Kerzen, die im Gottesdienst und bei den Sakramenten eine Rolle spielen. Zum anderen findet man zahlreiche Stellen im Alten und Neuen Testament, in der auf die Bedeutung von Licht eingegangen wird: „Gott ist Licht“ (Psalmen 78:14), „Jesus ist das Licht der Welt“ (Joh.8:12) und „wir sollen unser Licht nicht unter einen Scheffel stellen“ (Markus-Evangelium 4:21, und Matthäus-Evangelium (5:15-16)

Das Licht spielt auch im Islam eine außerordentlich große Rolle. Die Geburt des Propheten Mohammed steht unter dem Zeichen des Lichts. Für die Gläubigen ist Gott das Licht. Im Lichtvers des Koran (24:35) heißt es: „….Gott ist das Licht der Himmel und der Erde. Sein Licht ist einer Nische vergleichbar, in der eine Lampe ist. Die Lampe ist in einem Glas. Das Glas ist, als wäre es ein funkelnder Stern. Es wird angezündet von einem gesegneten Baum, einem Ölbaum, weder östlich noch westlich, dessen Öl fast schon leuchtet, auch ohne dass das Feuer es berührt hätte. Licht über Licht. Gott führt zu seinem Licht, wen Er will….“.

Der Herabstieg des höchsten hinduistischen Gottes Vishnu wird begleitet von leuchtenden Sternen, Blitzen und einem überirdischen Glanz. Im Herbst jeden Jahres feiern die gläubigen Hindus das Lichterfest Divali. Kernaussage des Festes ist der Sieg des Guten über das Böse, des Lichts über die Dunkelheit und das Erkennen eigener innerer Stärken.

Der Buddhismus ist zwar eine Religion ohne Gott, ein jenseitiges Paradies gibt es nicht. Dennoch spielt das Licht auch in dieser Lehre eine große Rolle. Schon bei der Geburt Buddhas ist das Licht von Bedeutung. Durch Menschlichkeit und Mitgefühl das Leid zu überwinden, führt zur Erleuchtung, führt zum Licht.

Möge das hier aus Betlehem angekommene Licht alle diejenigen erreichen und erleuchten, die glauben, Menschenrechtsverstöße mit religiösen Auffassungen begründen zu können, und auch diejenigen, welchen bereits die bloße Anwesenheit von Flüchtlingen und friedlicher Andersgläubiger selbst im eigenen Lande Sorge oder gar Furcht bereitet. Und möge dieses Licht auch die Köpfe der politisch Verantwortlichen in Stadt und Land erhellen, mit dem Volk wahrhaftig zu kommunizieren.

Licht erhellt die Dunkelheit. Es will alle – offenen und verborgenen – Gesichter und Gedanken der Menschen erhellen. Es wärmt, verbindet und stärkt so die Gemeinschaft auch über Völker- und Religionsgrenzen hinweg. Das strebt die diesjährige Friedenslichtaktion Betlehem an, die das Motto der „Völkerverständigung“ gewählt hat. Die Arbeitsgemeinschaft der Religionen in Dietzenbach wünscht diesem Friedenslicht weite Verbreitung und seiner Botschaft die erhoffte und ersehnte Wirkung, nämlich den Frieden zwischen den Völkern, den Religionen, den Menschen. Die Arbeitsgemeinschaft der Religionen in Dietzenbach trägt auf lokaler Ebene ihren Anteil an der Völkerverständigung, am Weiterbrennen dieses Lichts.

Friede sei mit Euch allen – Shalom für alle – Salam für alle.

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