Friedensgebet 2015

Fünftes Dietzenbacher Friedensgebet am 27. September 2015 in der Bait-ul-Baqi-Moschee der Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde in Dietzenbach

Fürbitte der Katholischen Pfarrgemeinde Sankt Martin Dietzenbach (vorgetragen von Gemeindeassistentin Melissa Krost und Herrn Wolfram Doetsch): Gebet für Gerechtigkeit

(Gebet der Vereinten Nationen, verfasst 1942 von dem amerikanischen Schriftsteller Stephen Vincent Benét (1898-1943). Dieses Gebet war Teil einer Radioansprache, die der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt am 14.Juni 1942 hielt. Er nahm darin Bezug auf die wenige Monate zuvor unterzeichnete “Deklaration der Vereinten Nationen”)

Herr, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung. Gib uns Mut und Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zu beginnen, damit unsere Kinder und Kindeskinder einst stolz den Namen Mensch tragen. Amen.

Fürbitte der Evangelischen Martin-Luther-Gemeinde Dietzenbach-Steinberg (vorgetragen durch Pfarrer Uwe Handschuch und Kirchenvorsteherin Agnes von Knorre): Bewahrung der Schöpfung

Guter Gott, deinen Namen will ich, o Schöpfer, preisen und dir Lob singen, denn aus dir entspringt mein Leben. Aus deiner Schöpfung schöpfe ich, schöpfe ich mein Leben. In deiner Sonne blühe ich auf, in deinem Boden bin ich verwurzelt, aus dir ziehen meine Sinne Kraft. Deine Farben färben mich, deine Schatten erquicken mich, dein langer Atem schafft mir Luft. In deine Nacht verkrieche ich mich, in deiner Dunkelheit ruhe ich aus und träume. Dein Morgen weckt mich auf und spornt meinen Willen an, das zu tun, was ich tun kann. Dein Abendrot führt mich in die Weiten der Welten, für die dann deine Sonne scheint.

Dein ist der Tag und dein ist die Nacht. Ich spüre meine Zeit und bekomme eine Ahnung von deiner Ewigkeit. Ja, das alles hast du mir geschenkt: Und ich darf es gebrauchen, genießen und nutzen. Ich darf sein, ich darf leben – als dein Geschöpf in deiner Schöpfung. Dafür bin ich dir dankbar, unendlich dankbar. Und doch spüre ich diesen Drang in mir, mich zu erheben aus der Masse der Geschöpfe und selbst zu schaffen, selber zu machen, mich über andere zu setzen und deren Leben zu bestimmen. Ich meine es ja gut – meistens; aber ich mache es nicht immer gut – du weißt das. Mein Schaffen und Machen bekommen andere zu spüren, und es bekommt ihnen ganz und gar nicht.

Wenn ich mich in deiner Schöpfung mit offenen Augen umschaue, sehe ich: Da ist nichts mehr so „sehr gut“ wie es am Anfang war, damals am siebten Tag deiner Schöpfung; und das hat auch mit mir zu tun. Die Erde leidet Not, die Luft lädt nicht mehr zum Atmen ein, die Gewässer nicht mehr zum Trinken, die Pflanzen nicht mehr zum Essen. Wo ich bewahren sollte, da beute ich aus, wo ich genießen sollte, bin ich unersättlich, wo ich bauen sollte, da zerstöre ich. Weil ich so bin, wie ich bin, fehlt mir nun ein gutes Stück Hoffnung, an die Zukunft deiner Schöpfung zu glauben.

Ich will trotz allem und auch mir zum Trotz auf dich vertrauen und  ich bitte dich, du lebens-schaffender Gott: Hilf deiner Schöpfung, hilf deinen Geschöpfen, hilf Mir, dass ich den Mut schöpfe, nicht immer nur meine Umwelt verändern zu wollen, sondern auch mich; dass ich behutsamer durch diese Welt gehe, dass ich achtsamer mit ihr umgehe und dass ich dich in allen deinen Geschöpfen und auch in mir sehen, erleben und loben kann. Gott, schenke deiner Schöpfung Frieden. Amen.


Fürbitte der Evangelischen Christus-Gemeinde (verfasst von Pfarrer Manfred Senft, vorgetragen von Andrea Klein): Toleranz.

Gnädiger Gott, wir danken dir für die Freiheit, die du uns schenkst. Bewahre uns davor, sie zu verwechseln mit Beliebigkeit, der alles gleichgültig ist, was den Glauben betrifft. Lass uns nie aufhören nach deiner Wahrheit zu fragen und sie in Liebe zu den Menschen zu leben. Bewahre uns vor Intoleranz und Fanatismus. Bewahre uns davor, Glaubenssätze als Waffe zu nutzen, um andere damit zu verletzen. Lehre uns, Unterschied zu achten ohne uns voneinander zu trennen. Lehre uns, unsere Mitmenschen zu achten, weil jede und jeder ein Ebenbild Gottes in sich trägt. weil jede und jeder ein Geschöpf Gottes ist, weil jede und jeder ein Kind Gottes ist, Amen.

Fürbitte der Ahmadiyya-Muslim-Jamaat (vorgetragen von Imam Ansar Bilal Anwar): Stärkung des Glaubens

Wie definiert sich der islamische Glauben? Omar bin Khattab erzählt: »Wir saßen in der Gesellschaft des Heiligen Propheten Mohammed, als plötzlich ein Mann erschien. Er sah nicht gerade wie ein Reisender aus, und war auch keinem von uns bekannt. Er setzte sich nahe zum Heiligen Propheten, so dass sich ihre Knie berührten. Dann sagte er: „Erzähle mir etwas über Glauben.“ Der Heilige Prophet erwiderte: „Glaube bedeutet, dass du an Allah glauben sollst, Seine Engel, Sein Buch und Seine Propheten. Dass du glauben sollst an den Tag des Gerichts und an die göttlichen Gesetze bezüglich des Guten und des Bösen.“« (Mishkat)

Der Glaube alleine reicht jedoch nicht aus, solange diesem keine guten Taten folgen. Im Heiligen Qur’an ist dieser Zusammenhang immer wieder erwähnt worden: „Und bringe frohe Botschaft denen, die glauben und gute Werke tun, dass Gärten für sie sind, durch die Ströme fließen.“ (Heiliger Qur‘an 2:26) Nach islamischer Auffassung repräsentiert der Glaube einen Garten, der erst durch Taten gedeiht. So wie ein Garten ohne Wasser vertrocknen würde, so würde der Glaube ohne gute und rechtschaffene Taten vertrocknen. Muslime müssen deshalb ihren Glauben unter Beweis stellen, indem von ihnen gottesdienstliche Handlungen abverlangt werden: Das Gebet, das Fasten, die Zakaat und die Pilgerfahrt.

Der Glaube ist eine Gnade Allahs. Gotte schickt Propheten, die den Glauben einer Glaubensgemeinschaft stärken. Der Glaube ist zugleich Versuchungen und Herausforderungen ausgesetzt. Für die Stärkung des Glaubens sind Gebete erforderlich. Im Heiligen Qur’an wird das Gebet Adams mit den folgenden Worten wiedergegeben worden: „Unser Herr, lass unsere Herzen nicht verderbt werden, nachdem Du uns geleitet hast, und gewähre uns Gnade von Dir; gewiss, Du allein bist der Gewährende. (Heiliger Qur‘an 3:9)

Der Heilige Prophet Muhammad prophezeite, dass nach seinem Ableben der Glaube bis hin zum Siebengestirn hinaufsteigen würde, d.h. komplett von der Erde verschwinden würde. „Einer von seinen Leuten“ würde den Glauben auf der Erde wiederherstellen. Gemeint war damit der Verheißene Messias und Imam Mahdi, Hazrat Mirza Ghulam Ahmad, der Gründer der Ahmadiyya Muslim Jamaat. Dieser sagte: „Gott hat mich gesandt, damit ich die gefährliche Lage bereinige und den Menschen den reinen Weg der Einheit Gottes zeige, so habe ich alles aufgezeigt. Zudem bin ich gesandt worden, um die Glaubenskraft zu stärken und die Existenz Gottes vor Augen zu führen, da der Zustand des Glaubens aller Völker sehr schwach geworden ist und das Jenseits nur als ein Märchen angesehen wird. Ebenfalls beweist jeder Mensch durch seine Handlungen, dass er niemals in dem Maße Vertrauen und Glauben für Gott und das Jenseits aufbringt, in dem er an weltliche Dinge und Mittel glaubt und auf sie vertraut. Es sind allein lauter Lippenbekenntnisse, während im Herzen die Liebe für die Welt die Oberhand hat.“ (Quelle: Kitab-ul-Bariyya)

Ferner sagte er: „Ich bin das Licht in diesem dunklen Zeitalter. Wer mir folgt, wird von jenen Gruben und Gräben errettet werden, die Satan für jene bereitet hat, die in Dunkelheit wandeln. Gott hat mich gesandt, damit ich mit Frieden und Güte die Welt zum wahren Gott führe und im Islam die hohen moralischen Tugenden wieder etabliere. Für die Zufriedenheit der wahren Sucher nach der Wahrheit hat ‚Er‘ mir himmlische Zeichen gegeben.“ (Quelle: Hazrat Mirza Ghulam Ahmad, Jesus starb in Indien, S.23)

Die Ahmadiyya Muslim Jamaat ist heute in 207 Ländern der Welt vertreten und wird durch Seine Heiligkeit Mirza Masroor Ahmad, dem fünften Kalifen und spirituellen Oberhaupt der Gemeinde nach dem Verheißenen Messias, geleitet. Zur Wiederherstellung des Friedens äußerte er sich wie folgt: „Frieden kann auf der Welt nur Einzug halten, wenn die Menschen Gott erkennen und verstehen, dass es ausschließlich durch die Liebe zum Schöpfer möglich wird, Seine Schöpfung zu lieben.“

Ich schließe mit einem Gebet aus dem Heiligen Qur’an: Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen. Aller Preis gehört Allah, dem Herrn der Welten, dem Gnädigen, dem Barmherzigen, dem Meister des Gerichtstages. Dir allein dienen wir, und zu Dir allein flehen wir um Hilfe. Führe uns auf den geraden Weg, den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, die nicht (Dein) Missfallen erregt haben und die nicht irregegangen sind. (Heiliger Qur‘an 1:1-7)


Gesang des Mädchenchors der Ahmadiyya Muslim Jamaat

„Streitet nicht“ (Hadayatullah Hübsch)

Streitet nicht, streitet nicht, denkt doch an das Jüngste Gericht. / Wollt ihr denn nicht in Frieden leben, wollt ihr euch denn nicht Liebe geben? / Streitet nicht, streitet nicht, schenkt euch doch der Gebete Licht! / Seid doch Geschwister in Allahs Namen, lasst doch die Freundschaft nicht erlahmen! / Streitet nicht, streitet nicht, schreien ist doch keine Muslim-Pflicht! /  Nehmt euch zusammen, auch wenn‘s schwer fällt, sagt doch nur das, was Allah gefällt. / Streitet nicht, streitet nicht, Schönheit liegt doch im Selbst-Verzicht! / Übt doch Geduld, Lasst euch nicht gehen, oder wollt ihr euch nicht verstehen. / Streitet nicht, streitet nicht, so dass das Seil Allahs nicht bricht! / Hört auf den Qur-ân, der zu euch kam, hört auf die Engel, sagt doch Salam!

Fürbitte des türkischen DITIB-Fatih-Moscheevereins (vorgetragen von Vorstandsmitglied Mehmet Sertdere): Für die Pflege der Gemeinschaft untereinander

Das Bedürfnis mit anderen Menschen zusammenzuleben, gehört zu unserem natürlichen Wesen. Dieses Bedürfnis stammt aus unserer Erschaffung. Doch viele Menschen sind leider auch von Egoismus geprägt und wollen immer einen individuellen Vorteil sicherstellen.

Wenn die Individuen von Erbarmungslosigkeit, Egoismus, Geiz und Gleichgültigkeit beherrscht werden, dann herrscht in unserer Gesellschaft Vertrauenslosigkeit und Angst, was auf einen Zusammenbruch der Gesellschaft hindeutet. Doch wir brauchen einander, unsere Gesellschaft kann nur bestehen, wenn soziale und wirtschaftliche Strukturen unter dem Schutz von Frieden und Sicherheit existieren. Individuen müssen sich darüber bewusst sein, dass auch die Gesellschaft Rechte über das Individuum hat. Jeder einzelne muss Liebe, Respekt und Toleranz in seinem Bewusstsein etablieren.

Die Botschaft Gottes präsentiert der Gesellschaft einen Frieden, einen Frieden, der auf die Realität zurückgeht, dass wir alle vom Propheten Adam abstammen. Die Menschheit ist eine Familie. Daher verlangt unser Wesen nach Liebe zueinander. Unsere Zeit auf der Erde ist vergänglich, doch die Menschheitsfamilie wird mit den Spuren und Einflüssen von jedem Einzelnen bis zu jenem Tag auf der Erde weiterexistieren. So lasst uns aus den Möglichkeiten unseres Glaubens schöpfen und lasst uns in unseren Unterschieden die Barmherzigkeit Gottes spüren.

Für unser Miteinander in unserer schönen Stadt brauchen wir gegenseitiges Vertrauen. Wir brauchen Plattformen so wie diese hier, wo wir das Gefühl „einander fremd zu sein“ verwerfen können. Wir brauchen Bemühungen wie unsere Arbeitsgemeinschaft der Religionen, um den Menschen in Dietzenbach ihre Ängste zu nehmen. Und wir brauchen die Hoffnung, die wir aus unserem Glauben schöpfen. Möge Allah unser Vertrauen ineinander kräftigen. EsselamuAleykum ve rahmatullah

Fürbitte der Neuapostolischen Kirche Dietzenbach (vorgetragen von Gemeindevorsteher Siegfried Martin): für das Miteinander der Generationen

Dreieiniger Gott, in Demut, im Glauben und tiefempfundener Freude beten wir dich an und preisen deine Liebe. Mit großer Ehrfurcht und Dankbarkeit genießen wir die Fülle deiner Gaben.

Das Leben ist eine Gabe, die uns von dir gegeben ist. Diese Gabe steht unter deinem Segen und deinen Geboten. Du hast uns in eine Beziehung mit dir und den Menschen gestellt. Wir sind aneinander angewiesen und füreinander verantwortlich. Denen, die vor uns waren verdanken wir viel. Zu jeder Zeit haben alte Menschen ihr Wissen und ihre Erfahrungen an die Jungen weitergegeben. Junge Menschen haben darauf aufgebaut an der Weiterentwicklung gearbeitet. Für die, die nach uns kommen, tragen wir eine hohe Mitverantwortung. Das Zusammenleben gedeiht nur im gegenseitigen Geben und Nehmen, in Anerkennung und Vertrauen und im gerechten Ausgleich der Interessen.

Die Erde ist uns anvertraut. Nach deinem Schöpferwillen soll sie allen Generation zu Gute kommen. Nachhaltiges Denken und Handeln ist erforderlich, dass die Lebensgrundlagen auch den kommenden Generationen erhalten bleiben. Allmächtiger Gott, wir bitten dich um Hilfe, den Lebensalltag miteinander vom ersten bis zum letzten Atemzug menschenwürdig gestalten zu können. Gib uns jetzt und in Zukunft durch dein Wort und deine Gnade neuen Mut und neue Freude, gegen Vereinzelung und Ichbezogenheit den Wert der Gemeinschaft; gegen Angst und Resignation die Kraft der Hoffnung; gegen Zwietracht und Feindseligkeit das Gebot des Friedens zwischen den Generationen durch das eigene beispielhafte Handeln zu bekräftigen.

In deiner Kirche bietest du Raum und Zeit für Generationen übergreifende Weggemeinschaft. Du stellst das Leben des Menschen in das Licht deiner Liebe und Wahrheit. Du gibst den Lebenden und den Toten eine Zukunftshoffnung. So schenke uns über Bitten und Verstehen deinen Frieden, der höher ist als alle Vernunft zur Bewahrung unserer Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

Fürbitte vom Ausländerbeirat der Stadt Dietzenbach (vorgetragen von der Vorsitzenden Helga Giardino)

(Ökumenisches Friedensgebet von Pater Mathew Thomas Thazhathukunnel/Tansania)

Guter Gott, du bist groß und allmächtig. Wir loben dich und ehren dich alle Tage unseres Lebens. Du bist die Quelle der Liebe und des Friedens, du bist die Begründung der Wahrheit und der Gerechtigkeit, du bist die wahre Freude unseres Lebens. Wir loben dich und preisen dich.

Guter Gott, du bist der Schöpfer der Welt, du bist der Ursprung und die Vollendung unseres Lebens. Wir loben dich und danken dir für die Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen. Du hast sie nach deinem Bild erschaffen. Wir loben dich und danken dir für unsere Heimat mit all den wunderbaren Landschaften, den vielen Bäumen und Pflanzen und den Tieren aller Art. Wir loben dich und preisen dich.

Guter Gott, du bist ein Gott der Menschen. Nimm von uns unsere Angst, Not, Unsicherheit und Last. Tröste die Kranken und stehe den Verachteten und Ausgestoßenen bei. Stille unseren Durst und befreie uns von Hunger. Gib uns Möglichkeiten zur Ausbildung. Beschütze uns vor Unrecht und dem Fluch der Korruption. Ermögliche uns eine gerechte Sozial- und Wirtschaftsordnung und fördere die Demokratie überall auf der Welt. Wir loben dich und preisen dich.

Guter Gott, du bist ein Gott der Barmherzigkeit und Versöhnung. Segne alle Stämme und Völker, und alle, die ein gutes Zusammenleben zwischen den Kirchen und Religionen fördern, damit wir mehr Gerechtigkeit, Frieden und Gemeinschaft erreichen. Segne Frauen wie Männer und stärke sie in dem Bemühen, einander zu achten und wertzuschätzen. Segne unsere Familien, damit sie Freude und Leid des Lebens annehmen und miteinander teilen können. Segne unsere Kinder und Jugendlichen, damit sie Chancen auf ein besseres Leben haben. Wir loben dich und preisen dich.

Guter Gott, du bist ein Gott des Friedens. Schenke Weisheit und Vernunft allen, die Verantwortung für die Menschheit tragen. Schenke Umkehr und Wandlung allen, die Gewalt und Hass verbreiten. Schenke Hoffnung und Frieden allen, die unter Krieg, Gewalt und Ungerechtigkeit leiden. Schenke uns Respekt und Toleranz für andere Menschen und lass uns achtsam mit deiner guten Schöpfung umgehen. Schenke uns Freud eund Zuversicht, damit wir die Zeichen der Zeit erkennen und selbst zum Zeugnis deiner Liebe werden. Wir loben dich und preisen dich.

Guter Gott, wir bitten dich um Frieden für alle Menschen auf der Welt, durch Jesus Christus, unseren Herrn und den Heiligen Geist. Amen.


Fürbitte der Bahá’í-Gemeinde Offenbach (vorgetragen von Renate Bottmann): Einheit mit Vielfalt

Baha’ullah lehrte die Menschen: Durch Verbindungsfähigkeit und Anziehung wird alles Lebendige – Pflanzen, Tiere und Menschen – ins Dasein gerufen, während Teilung und Uneinigkeit Zerfall und Zerstörung herbeiführen. Deshalb ist alles, was der Vereinigung, Anziehung und Einheit unter den Menschenkindern dient, Mittel zum Lebensunterhalt für die Menschenwelt. Alles, was Teilung, Abneigung und Entfremdung bewirkt, führt die Menschenwelt in den Tod. Ein Kritiker mag einwenden, die Völker, Rassen, Stämme und Gemeinden der Welt hätten verschiedene, voneinander abweichende Gebräuche, Gewohnheiten, Geschmacksrichtungen, Charaktere, Neigungen und Ideen, ihre Ansichten und Gedanken seien gegensätzlich. Wie könnte da wahre Einheit offenbar werden und vollkommener Gleichklang zwischen den Menschenseelen eintreten?

Wir antworten, dass es zwei Arten von Verschiedenheit gibt. Die eine Art bewirkt Vernichtung und gleicht der Abneigung zwischen kriegführenden Nationen und kämpfenden Stämmen, die sich gegenseitig zerstören, die Familien entwurzeln, einander die Ruhe und den Wohlstand rauben und ein Blutbad anrichten wollen. Die andere Art ist ein Zeichen der Mannigfaltigkeit. Sie ist das Wesen der Vollkommenheit und bewirkt, dass die Segnungen des Allherrlichsten Herrn erscheinen.

Betrachte die Blumen des Gartens. Obwohl sie nach Art, Farbe, Form und Gestalt verschieden sind, werden sie doch vom Wasser einer Quelle erfrischt, vom selben Windhauch belebt, von den Strahlen einer Sonne gestärkt, und so erhöht die Vielfalt ihren Reiz und steigert ihre Schönheit. Wie unerfreulich wäre es für das Auge, wenn alle Blumen und Pflanzen, Blätter und Blüten, Bäume, Zweige und Früchte jenes Gartens die gleiche Form und Farbe hätten! Vielfalt in Farbe, Form und Gestalt bereichert und verschönert den Garten und erhöht dessen Ausdruck. Betrachtet einander nicht als Fremde. Ihr seid die Früchte eines Baumes, die Blätter eines Zweiges. Verkehret mit den Anhängern aller Religionen im Geiste des Wohlwollens und der Brüderlichkeit.

Fürbitte von Imam Omar Lamrini (vorgetragen von Quassim Lamrini, Marokkanische Tawhid-Moschee Dietzenbach):

Salamalaikum wa Rahmatullahe wa Barakatohu, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Zuhörer und Zuhörerinnen,

das diesjährige Motto der Interkulturellen Woche lautet: „Vielfalt. Das Beste gegen Einfalt.“ Der Hl.Koran und mithin der Islam befürworten an etlichen Stellen die Vielfalt und die damit einhergehenden Vorzüge der Vielfalt. In der Sure 49 – Die Gemächer – heißt es in Vers 12: „O ihr Menschen, wir haben euch aus Mann und Frau erschaffen und euch zu Völkern und Stämmen gemacht, auf dass ihr einander erkennen möget.“ Es liegt somit in der Natur des Menschen, die Erde zu erkunden und Gleichgesinnte zu treffen. Der Geburtsort eines Menschen ist nicht notwendig der Ort, an dem er die ganze Zeit seines Lebens verbringt. Auch der Ort seines Todes ist sehr oft nicht der Ort seiner Geburt. Es ist somit vernünftig, dass Menschen lernen, mit ihren verschiedenen Aktivitäten in friedlicher Koexistenz zu leben. Mögen die Menschen voneinander Nutzen haben, indem sie lernen, ihre Unterschiede durch ihre Gemeinsamkeiten zu kompensieren. Denn wir müssen erkennen, dass wir mehr Gemeinsamkeiten haben als Unterschiede. Die Gemeinsamkeiten sind ja auch der Grund dafür, dass wir heute zu dieser würdevollen, friedlichen Veranstaltung zusammengefunden haben.

In der Sure 35 – Der Schöpfer – heißt es in Vers 26: „Hast du nicht gesehen, dass Allah Wasser vom Himmel herniedersendet? Dann bringen wir damit Früchte in mannigfachen Farben hervor; und in den Bergen sind weiße und rote, verschiedenfarbige und rabenschwarze Schichten. Und bei Mensch und Tier und Vieh gibt es auch verschiedene Farben.“ Stellen wir uns vor, es gäbe Einfalt statt Vielfalt. Wie langweilig wäre es doch, wenn alle Menschen dieselbe Hautfarbe hätten, wenn es nur blonde oder nur schwarzhaarige oder nur blauäugige Menschen gäbe, wenn es auf der ganzen Welt nur eine einzige Obstsorte gäbe, wenn die Menschen nur eine Sprache sprechen würden. Es gäbe nicht besonders viele Meinungsäußerungen und Ideen. Die Angelegenheiten der Menschen wären damit zwar einfacher, da wir z.B. kein Englisch hören würden. Die Leute würden dann alle regieren wollen und keiner würde mehr Straßen bauen und Häuser errichten wollen. Die Welt wäre nie geschaffen worden.

Islam bedeutet Vielfalt. Und Vielfalt bedeutet Lebensqualität. In Dietzenbach gibt es Christen, Muslime, Juden, Atheisten usw. Wir haben hier viele Lebensmöglichkeiten und Lebensqualität, und alles andere als Langeweile. Mögen diejenigen, die in unserem Dietzenbach Verantwortung tragen, mit dieser unserer Vielfalt besonnen und gerecht umgehen.

Ich möchte meine Friedensgedanken schließen mit Abrahams Gebet aus der Sure 14 – Abraham – Vers 37: „O Allah, mach diese Stadt zu einem sicheren Ort, gib dieser Stadt Frieden und lasse ihre Bewohner von ihren Früchten leben.“ Salamalaikum wa Rahmatullahe wa Barakatohu.

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