Samuel Diekmann – Predigt “GEMEINDE. EIN VOLK AUS ALLEN VÖLKERN” – gehalten am 12. Februar 2012 in der Jesus-Gemeinde Dietzenbach
Multikulturalismus, das ist so ein irrer/verwirrender Begriff, so ein sozialphilosophisches Wort. MultiKulti bedeutet so viel wie, daß viele Kulturen parallel zusammenleben, sich akzeptieren, daß es keine dominierende Kultur gibt, die die andere assimilieren möchte, sondern, daß man bereit ist, voneinander zu lernen. Das ist so die Idee von MultiKulti. Unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel, die hat vor 2 Jahren – 2010 – erklärt, daß MultiKulti in Deutschland gescheitert ist. Und ich gebe auch zu: Auf staatlicher, weltlicher Ebene ist das Thema auch komplex und ist auch vielschichtiger und vielleicht auch umstritten. Hingegen auf einer geistlichen Ebene, ich meine damit nicht auf einer weltlichen Ebene sondern in der Gemeinde, da – finde ich – sollte das ein ganz anderes Thema, ein selbstverständliches Thema sein. Ihr wisst, ich bin politisch auch sehr interessiert. Schaut euch alleine meine Facebook-Seite an. Da bin ich ein richtig kleiner Aktivist geworden. Aber keine Angst. Es geht jetzt nicht um Politik, obwohl mich das auch reizen würde, das eine oder andere zu verlieren. Aber ich verkneife mir das alles, sondern es soll um ganz geistliche Prinzipien gehen, die wir miteinander teilen wollen, weil ich wirklich der Überzeugung bin, daß auch in diesem – auch für mich – angebrochenen Jahr, es ist mein erster Gottesdienst, den ich aktiv mitgestalte in diesem Jahr, für euch ist das schon ein bißchen anders – ich glaube aber, das wird uns in diesem Jahr begleiten.
Man sagt, dass jedes Jahr ungefähr 2,5 Millionen Menschen in die Europäische Union einwandern. Heute ist es so, dass jeder 15. Deutsche Wurzeln außerhalb von Deutschland hat.
Wir können hier mal einen kleinen Test machen. Wer ist hier der sagt: Ich habe keine biodeutschen Wurzeln sondern ich habe irgendwie einen Hintergrund, der multikulturell ist? Der kann ja mal die Hand heben. 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 – 7 – 8. So, o.k! Ja, wir sind ein ziemlich bunter Haufen. Das ist gut so. Dietzenbach, da ist eine Stadt, in der sehr viele Kulturen sind. Knapp 1 Drittel seiner Bewohner stammt aus über 100 Nationen außerhalb von Deutschland. Gewaltig! Das muß man sich mal vorstellen: 1 Drittel von der Stadt stammt aus über 100 Nationen außerhalb von Deutschland. Und wenn wir die Menschen in dieser Stadt mit dem Evangelium erreichen, das ist ja unser Ziel, unser Gebet, unser Bestreben, dann wird unsere Gemeinde auch noch mehr als jetzt bunter werden und vielschichtiger werden. Das wird einfach so sein, weil das eben auch die Realität in unserer Stadt ist. Wir haben jetzt Menschen aus Israel, dem Iran, Chile, Brasilien, Spanien, Polen, Afrika als großer Kontinent, Italien, Deutschland, und anderen Ländern in unserer Gemeindefamilie. Wieso klappt das so gut?
Wieso klappt das in so ’ner Gemeinde und wieso ist das so kompliziert in der Welt drum herum? Weil wir etwas sehr Simples haben, aber gleichzeitig etwas sehr Phantastisches haben, das alle lieben, das uns verbindet. Nein, es ist nicht die gemeinsame Sprache deutsch. Es ist Jesus Christus. Das ist derjenige, der uns verbindet, da sind wir uns alle einig, da brauchen wir nicht drüber diskutieren. Und da sind unsere Hintergründe egal und das schweißt uns zusammen. In Phil. 3,20 steht ein ganz phantastischer Gedanke. Da heißt es ganz kurz: „Unser Heimatland ist der Himmel.“ Unser Heimatland ist der Himmel. Und damit spielt unser Herkunftsland gar keine Rolle. Weil, unsere neue Heimat ist eine andere. Und dann haben wir mit diesem ganzen Thema eigentlich überhaupt nichts mehr am Hut. Nationalitäten oder auch kulturelle oder soziale Hintergründe spielen in der Gemeinde eigentlich keine Rolle. Wir haben eine neue Identität. Wir haben eine ganz ganz neue Identität. Und ich glaube, daß wir in diesem Jahr noch bunter an kulturellen und auch sozialen Hintergründen werden. Ich glaube, Gott möchte da was tun. Gott möchte sich ein Volk aus den Völkern und Nationen rufen. Und ich glaube tatsächlich, ich sag’ das nicht einfach so, weil das gut klingt oder ich so ein Motivationsredner bin oder so, und ich glaube, Gott wird uns auch noch Türken, Afghanen, Pakistanis, Vietnamesen, Chinesen, Russen, Holländer, Syrer, Ägypter schicken und all die Nationen, bei denen wir selber Schwierigkeiten hätten, ihr Land auf dem Globus auf Anhieb zu finden. Gott wird sie uns schicken und wir dürfen uns darauf vorbereiten.
Da ist ein Ausländer, der spricht einen Deutschen an, und er fragt ihn: „Do you speak english?“ Und der Deutsche so: „Yes, a little bit. – Und sprechen Sie denn deutsch?“ – „Auch ein wenig“, sagt dann der Ausländer. Darauf der Deutsche: „Also dann reden wir doch deutsch miteinander. Warum soll ich denn der Dumme sein, der sich blamiert?”
Sowas gibt es tatsächlich, so ’ne Einstellung. Aber Gemeinde sollte ganz anders sein! Amen. Gemeinde soll der Welt ein Vorbild sein und ’ne Alternative da anbieten und sagen: „Guck mal! Es funktioniert!“ Die Stadt Dietzenbach hat eine Integrationsbeauftragte, ’ne ganz nette Frau. Ich saß schon ein paar mal bei ihr im Büro. Die reißt sich ein Bein aus um das irgendwie hinzukriegen. Und ich hab’ sie auch schon eingeladen zu unseren persischen Gottesdiensten. Sie will mal kommen und sich das mal angucken. Man kann zeigen: Guck mal! Hier funktioniert was im Namen von Jesus.
Was sagt die Bibel zu diesem Thema, zu MultiKulti, zu Integration in der Gemeinde? Das ist so mein Thema: Gemeinde als ein Volk aus allen Völkern. Wir wollen zunächst mal so in unsere geistliche Geschichte gehen, zu unseren geistlichen Vätern und Müttern, im Glauben uns das Alte Testament angucken. Was hat Gott heute uns zu sagen, aber damals auch dem Volk Israel gesagt, geboten? Was waren ihre Erfahrungen und was können wir daraus lernen? Alles fing so richtig bei Abraham an. Abraham wird bis heute so als „Vater Abraham“ verehrt. Und jetzt das Überraschende: Dein Vater Abraham war ein heimatloser Wanderer. Das ist auch eine ganz wichtige Identität von Israel gewesen: Mein/Unser Vater Abraham war ein heimatloser Wanderer. 1.Mose 12, ab Vers 1, da sagt Gott: „Verlass’ deine Heimat! Zieh aus! Emigriere woanders hin! Deine Verwandtschaft und die Familie deines Vaters und geh’ in das Land, das ich dir zeigen werde. Von dir wird ein großes Volk abstammen, und ich will dich segnen und du sollst in der ganzen Welt bekannt sein. Ich will dich zum Segen für andere machen. Alle Völker der Erde werden durch dich – einen Ausländer, einen Immigranten – gesegnet werden.”
Damit fing die Geschichte von Israel an. Mit Auswandern, mit Fremder-sein. Alle Völker sollten durch diesen Migranten, durch diesen Ausländer gesegnet werden. Die Heilsgeschichte von Israel fängt mit Auswandern an. Da muß man sich mal ’ne Platte drüber machen. Aber sie fing nicht nur damit an, sondern dieses Ausländer-Sein, das zieht sich wie so ein roter Faden durch die ganze Geschichte von Israel. Immer wieder waren sie die Ausländer. Immer wieder war Israel der Fremde. Immer wieder waren sie die Ausländer. Immer wieder war Israel der Fremde. Wir kommen später noch einmal darauf zu sprechen. Aber unmittelbar nach Abraham: Wie ging’s da mit Israel weiter? Wer weiß das? Wo ging’s da hin?
Ägypten! Da ging’s nach Ägypten. Da war man der Fremde und wurde auch unterdrückt, versklavt und all das, als Fremder, als Ausländer, als Bedrohung: „Oh! Die werden zu stark! Die werden zu mächtig!“ Verschwörung ging da schon los und man hat sie dort entsprechend auch behandelt. Das ist ein roter Faden, der sich durch die ganze Geschichte und die Grunderfahrung und die Identität Israels zieht: Wir sind, wir waren immer die Fremden. Das ist bis heute so.
Neben Ägypten gibt es einen weiteren traumatischen Einschnitt in diesem kollektiven Bewusstsein von Israel, der diesen roten Faden fortführt. Das war die babylonische Gefangenschaft. Nochmal! Noch mal! Diesmal vor allem, daß die Eliten, die Herrscher, die gut Ausgebildeten, die Schreiber, die Handwerker, die was drauf hatten, die wurden eingesammelt und sind in die babylonische Gefangenschaft geführt worden. Und ganz spannend in Psalm 137. Da kriegen wir mal ’ne Idee, wie sich Israel gefühlt hat als der Fremde, als der Ausländer. Und da heißt es in diesem Psalm: „An den Flüssen Babylons saßen wir und weinten, wenn wir an Jerusalem dachten. An die Äste der Weiden hängten wir unsere Harfen. Denn die, die uns gefangen hielten, wollten, daß wir singen. Und die, die uns peinigten, wollten Freudenlieder von uns hören: Singt doch eins der Lieder von Jerusalem! Doch wie können wir in diesem fremden Land die Lieder des Herrn anstimmen? Wenn ich dich jemals vergesse, Jerusalem, soll meine rechte Hand gelähmt werden. Meine Zunge soll mir am Gaumen kleben, wenn ich nicht mehr an dich denke, wenn Jerusalem nicht mehr meine höchste Freude ist.”
Das war ein Lied, das gesungen wurde. Dieser Psalm, um im Gedächtnis zu halten wie Israel sich gefühlt hat in dieser Zeit der Fremde, in Babylon in diesem Fall.
Oder denken wir an die Geschichte von Rut und Noemi. Auch wieder so ein Buch, wo einige Leute sagen: Ja, was hat denn das für ’n theologischen Gehalt, dieses Buch? Das ist aber auch ein ganz wichtiges Buch, weil es ein Buch ist, das einem Ausländer oder einer Ausländerin gewidmet ist, die darum kämpft, in Israel zu überleben, sich zu integrieren, und dann dort auch ankommt und angenommen wird, und später dann sogar Vorfahrin von David und Jesus selbst wird.
Und wir haben da ja ’ne Predigtreihe drüber gehabt. Rut 1, ab Vers 15. Aber es ist noch mal so prägnant, wie hier dieser Kampf dann von ihr losgeht. „Sieh’ doch“, sagte Noemi zu ihr, „deine Schwägerin ist zu ihrem Volk, zu ihrer Heimat, nach Hause zu ihrem Volk, in ihr Heimatland gegangen und zu ihrem Gott zurückgegangen, und du sollst ebenfalls umkehren und ihr folgen!“ Aber Rut antwortete: „Verlange nicht von mir, daß ich dich verlasse und umkehre. Wo du hingehst, dort will auch ich hingehen, und wo du lebst, da möchte ich auch leben. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da will auch ich sterben und begraben werden. Der Herr soll mich strafen, wenn ich zulasse, daß irgend etwas anderes als der Tod uns trennt.”
Wir kennen die Geschichte, wie sie dann kämpft ums Überleben, und ganz an dem sozialen Unteren, am Ende so mit ihrer Schwiegermutter, als Witwe ohne Grundbesitz und so, dann ums Überleben kämpft und versucht dann irgendwie Boden unter den Füßen zu kriegen.
Im Alten Testament, das ist mir so wichtig, daß wir das verstehen, gehört das Thema Migration und die Erfahrung, der Fremde, der Ausländer zu sein, zu einer ganz zentralen Identität von Israel. Jeder Jude ist beispielsweise auch angehalten, am Tag der ersten Früchte folgendes Bekenntnis und Gebet zu sprechen. Das lesen wir in 5.Mose 26. Da heißt es: „Dann sollt ihr vor dem Herrn eurem Gott sprechen: Unser Stammvater war ein Aramäer, der umherzog, der ein Wanderer war, der heimatlos war und mit wenigen Männern nach Ägypten ging um dort zu leben. Doch in Ägypten wurde er zu einem großen mächtigen Volk. Als die Ägypter uns misshandelten und unterdrückten, indem sie uns zur Sklaverei zwangen, riefen wir zu dem Herrn, dem Gott unserer Vorfahren. Er erhörte unseren Ruf und sah unser Elend, unser Leid und unsere Unterdrückung. Deshalb führte uns der Herr mit starker Hand und großer Macht unter Schrecken erregenden Ereignissen und Zeichen und Wundern aus Ägypten. Er brachte uns an diesen Ort und gab uns dieses Land, in dem Milch und Honig fließt.”
So eine ganz spannende Identität. Gott hat uns hier was gegeben. Aber es war geboten, mindestens 1 mal im Jahr dieses Gebet zu sprechen, sich daran zu erinnern, wo man herkam. Israel war immer dazu aufgerufen, an Hand der eigenen Geschichte auch eine barmherzige Haltung gegenüber den Fremden zu entwickeln. Warum soll ich dem Fremden gegenüber barmherzig sein? Weil ich selber ein Fremde war! Weil seine Geschichte mal meine Geschichte war. Und das ist etwas, was immer wieder thematisiert wird in der Bibel im Alten Testament. Weil der Fremde in Israel in der Regel selber kein Land besaß – das wurde unter den Stämmen ja aufgeteilt – war er genauso wie die Witwen und Waisen auch auf Barmherzigkeit angewiesen. Er konnte nichts – es war sehr landwirtschaftlich alles organisiert – er konnte eben selber nichts anbauen. Und da war er eben auch auf Barmherzigkeit und auf die Hilfe der anderen mitangewiesen, genauso wie die Witwen und Waisen, die auch kein Land hatten. Und Gott verankert dies auch in seinen Geboten. Der Fremde war in Israel immer willkommen und war per Gesetz an ganz vielen Stellen geschützt. Der Ausländer hatte in Israel per Gesetz Anspruch auf Versorgung.
Es ist ja auch oft so bei uns. Da schimpfen ja viele über unsere Sozialsysteme und sagen, na ja, da wandern einfach nur Leute rein und so, und nutzen das aus. Man kann ja auch über Details dann sprechen. Aber es ist spannend. Auch in Israel war es so, daß per Gesetz dem Ausländer eine Minimalversorgung zustand. Dies wird z.B. bei der Verteilung des Zehnten deutlich. Denn dieser – das wissen nicht viele – der war nicht nur für die Leviten da und für den Tempelbetrieb, die ja auch keinen Boden hatten, sondern das war allgemein auch für sozial Benachteiligte vorgesehen. Das ist im übrigen auch der Grund, warum wir als Gemeinde sagen, daß das, was wir an Spenden einnehmen, daß wir das nicht komplett in unserem Haushalt verballern, sondern daß wir sagen, und mindestens 10 Prozent von dem, was wir bekommen, geben wir auch wieder raus.. Und wir müssen mal genau rechnen in diesem Jahr, weil ich glaube, im letzten Jahr haben wir um einiges mehr als 10 Prozent hinausgegeben für soziale Projekte, für missionarische Projekte, mildtätige Zwecke und anderes mehr.
Das kann man z.B. nachlesen in 5.Mose 14, 28ff. Da heißt es; „ Am Ende des dritten Jahres sollt ihr die gesamten Ernteabgaben des betreffenden Jahres in die nächstgelegene Stadt bringen und dort aufbewahren.“ Da geht es um den Zehnten. „Sie ist für die Leviten bestimmt. Denn sie besitzen kein Land und haben kein Erbe unter sich sowie für die Ausländer, die Waisen und Witwen in euren Städten, damit sie sich satt essen können. Dann wird der Herr, euer Gott, alles segnen, was ihr tut.“ Das war wichtig, daß Gott eben auch immer wieder gesagt hat: „Gebt denen auch was und vergesst die nicht. Wenn ihr das nicht vergesst, dann werde ich alles segnen, was ihr tut.“ Ausländern stand per Gesetz so etwas wie eine minimale Grundsicherung zu.
Ist das nicht erstaunlich? Aber nicht nur alle 3 Jahre, wie es hier in diesem Text heißt, gab es die Möglichkeit, sich einmal satt zu essen, sondern über alle Jahreszeiten, vor allem in der Erntezeit war Israel dazu verpflichtet, den Ausländern etwas übrig zu lassen. Das können wir z.B. nachlesen bei 5.Mose 24, ab Vers 19. Da heißt es: „Wenn ihr beim Ernten eine Garbe auf dem Feld vergesst, geht nicht zurück um sie zu holen. Lasst sie für die Ausländer, Waisen und Witwen stehen. Dann wird der Herr, euer Gott, euch bei allem was ihr tut segnen.“ – „Wenn ihr die Oliven von den Bäumen schlagt, dann haltet keine Nachlese. Lasst die verbleibenden Oliven für die Ausländer, Waisen und Witwen hängen. Auch bei eurer Weinlese sollt ihr keine Nachlese halten. Die übrig gebliebenen Trauben sollen den Ausländern, Waisen und Witwen gehören.“ Und jetzt ganz spannend: „Denkt dran, daß ihr selbst einmal Sklaven in Ägypten ward. Deshalb fordere ich euch auf, nach dieser Anweisung zu handeln.”
Immer und immer und immer wieder – wir werden das gleich noch einmal sehen – kommt diese Begründung: „Denkt daran, euch ging es mal genauso. Vergesst das nicht! Ihr ward auch einmal darauf angewiesen und jetzt seid barmherzig und öffnet eure Herzen, öffnet eure Hände und gebt freigiebig zu dem Fremden, der in eurer Mitte wohnt.”
Dem Fremden wurde aber nicht nur eine soziale Grundsicherung per Gesetz garantiert. Er hatte darüber hinaus auch eine Rechtssicherheit, so eine Art Rechtsschutz. Das können wir nachlesen in 5.Mose 24 ab Vers 17. Da sagt Gott: „Beugt Ausländern und Waisen nicht das Recht und pfändet nicht das Kleid einer Witwe. Denkt – <es kommt immer wieder> – denkt immer daran, daß ihr einmal Sklaven in Ägypten ward, und daß der Herr. Euer Gott, euch von dort befreit hat. Deswegen fordere ich euch auf, nach diesen Anweisungen zu handeln.“ Immer und immer wieder: Denkt daran, euch ging’s genauso. Oder: Denkt daran, ihr kommt vielleicht auch mal in so eine Situation. Gott appelliert an die eigene Geschichte.
Der Fremde war in Israel willkommen. Selbstverständlich hatte er auch die Pflicht, sich an die hiesigen Gesetze zu halten. Aber – und ich meine, daß das viele bibeltreue Christen, da hört man das manchmal dann auch so in den Reihen, manchmal auch unterschlagen – : Der Ausländer war von den religiösen Gesetzen weitgehendst befreit. Die musste er nicht erfüllen. Man kann ja sagen, wir sind ein christliches Land, und da muß er das auch machen, und so und so und so und solche Sprüche hört man ja. Ja, was allgemeine Gesetze angeht, aber was christliche Gebote angeht, die für Christen gelten, die können wir nicht übertragen auf andere. Das war in Israel auch so. Der <Fremde> war davon befreit. An rituelle Reinheitsgebote zum Beispiel musste sich der Ausländer nicht halten. Das waren Gesetze, die nur für die frommen Juden galten. Der Fremde genoss so was wie Religionsfreiheit. Die allgemeinen Gesetze, die galten natürlich für ihn. Aber die religiösen Gesetze haben nicht für ihn gegolten. 5.Mose 14, 21: „Esst kein verendetes Tier!“ Das ist so ein Reinheitsding, ja! „Denn ihr seid für den Herrn euren Gott geheiligt. Ihr dürft es aber den Ausländern, die unter euch leben, geben oder verkaufen, und sie können das essen.“ Die waren befreit von diesem Reinheitsgebot.
Religionsfreiheit. Wahlfreiheit. Das ist eine Grundvoraussetzung dafür, daß sich ein Mensch aus eigenem freien Willen auch zu Gott bekehren kann. Stimmt das?
Also wir sind ja hier keine Kreuzritter. Die sagen: „Bekenne oder brenne!“ Und: „Willst du nicht mein Bruder sein, dann schlag’ ich dir die Fresse ein.“ Oder so. Nein! Natürlich nicht! Wenn wir jemandem die Freiheit geben, und dann können wir anfangen zu werben für unseren Glauben. Aber nur im Rahmen dieser Freiheit kann er sich natürlich auch zu Gott bekehren, entscheidende Beziehungen mit ihm anfangen. Das ist doch ganz ganz klar. Und so war das auch in Israel. Und in Israel war diese Grundvoraussetzung auch da. Und das ist ein spannendes Vorbild. Aber gleichzeitig war es in Israel auch üblich, den Fremden einzuladen, den Glauben kennenzulernen. Und es war immer wieder auch spannend z.B. an den Segnungen, die Gott Israel gewährt hat, teilzuhaben. Das können wir z.B. in 2.Mose 20 lesen. Da geht es um den Sabbat. Da heißt es: „Denkt an den Sabbat und heiligt ihn. 6 Tage in der Woche sollst du arbeiten und deinen alltäglichen Pflichten nachkommen. Der 7.Tag aber ist ein Ruhetag für den Herrn, deinen Gott. An diesem Tag darf kein Angehöriger deines Hauses irgendeine Arbeit erledigen. Das gilt für dich, deine Söhne und deine Töchter, deine Sklavinnen und Sklaven, dein Vieh und für alle Ausländer, die bei euch wohnen.“ Die Ausländer kriegen auch einen freien Tag. Das war ganz normal. Und das war ja etwas sehr Exklusives. Das gab es in vielen Ländern und Kulturkreisen drum herum nicht. Dort war ’ne 7-Tage-Woche normal. Und hier war ein Volk, da hat Gott gesagt: 1 Tag in der Woche ausruhen, feiern, und dieses Recht, diese Segnung wurde auch den Ausländern zugesprochen. 1 mal in der Woche wurden alle Ausländer dazu eingeladen, diesen Segen von Israel kennenzulernen. Ist das nicht phantastisch?
Aber darüber hinaus gibt es auch immer wieder Einladungen mit Israel zu feiern. Die ganze Bibel ist voll davon, z.B. Deuteronomium 16, da werden die 3 wichtigsten religiösen Feste aufgezählt: das Passah-Fest, das Wochenfest und das Laubhüttenfest. Da ist dann ganz spannend, wie dann dieser Text weitergeht. Da können wir mal nachlesen.
Da heißt es: „Feiert mit euren Söhnen und euren Töchtern, euren Sklavinnen und Sklaven, den Leviten aus allen Stämmen, den Ausländern sowie den Witwen und Waisen, die unter euch leben. Und denkt daran“ – <jetzt kommt wieder diese Begründung> – „denkt daran, daß ihr Sklaven in Ägypten ward und befolgt daher diese Vorschriften gewissenhaft.“ Auch das Laubhüttenfest soll am Ende der Erntezeit gefeiert werden, und zwar 7 Tage lang. „Bei diesem Fest sollt ihr fröhlich sein und zusammen mit euren Söhnen, Töchtern usw. und den Ausländern sowie den Witwen und Waisen, die in eurer Stadt wohnen.“ 7 Tage lang mit den Ausländern, mit dem Fremden, der in eurer Stadt wohnt, Party machen. Das war Gesetz in Israel, die einzuladen und sie daran teilhaben zu lassen. Spannend! Oder?
Ausländer besaßen einen gesetzlichen Schutz, Religionsfreiheit. Aber auch immer wieder wurden sie eingeladen, Gott auch kennenzulernen. Sie wurden eingeladen, zusammen mit den Israeliten zu essen, zu feiern, das Leben zu teilen, den Gott Israels kennenzulernen.
Beeilen wir uns aber mal ein bisschen und springen ins Neue Testament. Ich könnte noch ganz viel dazu sagen. Ich muß das aber ein bisschen abkürzen. Ich hab’ die Predigt ja schon in 2 Teile gehackt.
Was hat Jesus uns zu dem Thema zu sagen? Das ist auch so total spannend, wie das Leben von Jesus anfängt. Ich weiß nicht, ob wir das schon mal von diesem Gedanken her verstanden haben: Weihnachten, die Geburt von Jesus. Jesus war auch ein Flüchtling. Er war noch nicht lange auf dieser Welt und musste gleich fliehen mit seiner Familie nach Ägypten. Und auch das ist ja prophetisch angekündigt gewesen, daß Gott sagt: „Und ich habe meinen Sohn aus Ägypten geführt“, und all diese Dinge. Da lesen wir ganz viel im Matthäus-Evangelium drüber. Aber diese Bedeutung: Auch Jesus selbst hat diese Identität von Anfang an gehabt: Ich bin ein Fremder. Ich bin ein Ausländer. Er hat bestimmt 10 Jahre in Ägypten seine Kindheit verbracht und es dort erlebt. Vielleicht war er in ’ner jüdischen Siedlung und so, hat aber auch mit Ägyptern Kontakt gehabt. Das ist der Fremde. Das ist der Ausländer. Der hat hier keinen Grund und Boden. Das hat er erlebt. Das ist seine eigene Biographie gewesen. Und dann auch später, als sie dann wieder nach Israel zurückgekommen sind. Da sind sie dann auch hin- und hergezogen und umgezogen. Wir haben da drüber gesprochen, als wir uns diese Predigt von Joseph angeguckt hatten. Immer wieder ist er dort umgezogen.
Und in einem Gespräch mit einem Schriftgelehrten, da ist es auch ganz spannend, wie Jesus diese Erfahrung und dieses Lebensperspektive so weitergibt. Matthäus 8, ab Vers 20. Das sagte einer der Schriftgelehrten zu ihm: „Meister, ich will dir nachfolgen, wohin du auch gehst.“ Doch Jesus entgegnete ihm: „Die Füchse haben ihren Bau und die Vögel haben ihre Nester. Aber der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sich hinlegen kann.“ Das war die Wahrnehmung von Jesus, seine Selbstbeschreibung. Er sagte: „Ich bin ein Wanderer. Ich bin überall ein Fremder.“ Jesus stellt sich selbst als einer dar, der hier auf der Erde keine richtige Heimat hatte und sagt dann auch zu uns, als Ausblick auf das Gericht, was kommen wird: „Ich war ein Fremder und ihr habt mich in euer Haus aufgenommen.”
Erinnert ihr euch an diese Geschichte, was Jesus da sagt? „Ich war durstig. Ihr habt mir zu trinken gegeben…“ und all diese Punkte. Und da sagt Jesus auch: „Ich war ein Fremder, ein Ausländer, und ihr habt mich in euer Haus eingeladen.”
Ganz spannender Gedanke: Wenn du den Mohammed, deinen Nachbarn einlädst, lädst du Jesus ein. Mach dir mal deine Gedanken darüber. Vielleicht erinnert ihr euch an diesen Matthäus-Text. Wenn nicht, dann lest ihn noch mal im Zusammenhang. Jesus sagt: „Das, was wir den Geringsten antun, das haben wir IHM angetan.“ Kümmern wir uns um den Ausländer. Dann nehmen wir nämlich Jesus selber auf. Dann nehmen wir unseren Herrn auf.
Das Wort, das hier mit dem „Fremden“ übersetzt ist, heißt im Griechischen „Xenos“. Und das bedeutet so viel wie: Jemand, der nicht zur Gemeinschaft gehört. Es gibt auch noch eine andere Bedeutung, einen anderen Ursprung: Der von seinem Land vertrieben wurde. Aber dieser Gedanke: Jemand, der nicht zur Gemeinschaft gehört. Und ich finde, diesen Kreis können wir größer ziehen. Es gibt auch Menschen in unserem Kulturkreis Biodeutsche, die nicht zur Gemeinschaft gehören, keinen Anschluß haben. Aber wieviel mehr geht es natürlich auch Leuten, wo es hier nicht die Heimat ist, die Schwierigkeiten haben anzudocken, Kontakte zu bekommen, in die Gemeinschaft integriert zu werden. Und hier ruft Jesus uns auf. „Nehmt sie auf!”
Genau das sagt Jesus dann auch ganz zum Schluß noch mal. Auch hier zieht sich das wie so ein roter Faden durch. In dem Missionsbefehl, da sagt er: „Drum geht zu allen Völkern und macht sie zu Jüngern!“ Jesus hat an alle Völker gedacht. Er wollte sie zurückrufen. Und das sehen wir auch in der ersten Gemeinde, in der ersten Gemeinde in Jerusalem. Die wurde ja am Pfingstfest gegründet, Und das war ein Tag, an dem die Nationen in Israel, in Jerusalem waren. Da kamen die aus aller Herren Länder, aus der bekannten Welt. Alle Nationen waren dort anwesend. Und an diesem Tag ist die Gemeinde entstanden und gegründet worden, an diesem Tag, an dem die Nationen da waren. Die erste Gemeinde hatte tausende Mitglieder aus allen möglichen kulturellen und sozialen Schichten. Gemeinde im Neuen Testament war immer eine Vielvölkergemeinde. Das könnt ihr euch, wenn ihr Notizen macht, schreibt euch diesen Satz auf. Gemeinde im Neuen Testament war immer eine Vielvölkergemeinde. Es war immer so. Guck dir jeden Brief an. Es war immer der Fall, daß Gemeinde Vielvölkergemeinde war.
Da war nicht immer ganz konfliktfrei. Das sehen wir auch in der Apostelgeschichte. Da geht’s dann gleich los. Da zicken die griechischen Christen rum und sagen: Die jüdischen Christen werden bevorzugt, bei der Witwenverteilung und so. Die kriegen mehr Brot und so. Also da waren auch schon so Zankereien. Und so ’n bisschen auch das Vertrauen – merkte man – war nicht so da zwischen den unterschiedlichen ethnischen Gruppen.
Aber wer sagt denn, daß Gemeinde immer einfach sein muß, und daß Gemeinde konfliktfrei sein muß? Aber Gemeinde hat immer den Auftrag, zu allen Völkern zu gehen und sie zu rufen.
Oder schauen wir uns die Gemeinde in Antiochien an. Hier wurden die Jünger zum ersten mal Christen genannt. Vorher waren das einfach Jünger Jesu, oder Juden, oder so hat man sie verstanden. Aber gucken wir uns das mal an. Ganz spannend. Hier wurden die Christen zum ersten mal Christen genannt. Apostelgeschichte 11, Vers 26. Und spannend, wie es hier ganz kurz über diese Gemeinde vor Ort heißt. Das können wir nachlesen in Apg 13, Vers 1. „Es waren aber in Antiochia in der Gemeinde Propheten und Lehrer, nämlich Barnabas und Simeon, genannt Niger, und Lucius von Kyrene, und Manahene, der mit dem Landesfürsten Herodes erzogen war, und Saulus.“ Allein aus diesen Namen kann man Rückschlüsse ziehen. Ganz spannend. Simeon, der Niger wird wahrscheinlich afrikanischer Herkunft gewesen sein. Der war hier in der Gemeinde einer der Lehrer und Propheten im Leitungsteam, ein Afrikaner. Lucius von Kyrene war möglicherweise auch Afrikaner, oder Araber würden wir sagen. Denn die Stadt Kyrene befand sich in Nordafrika. Also schon wieder ’ne andere ethnische Gruppe. Barnabas war levitischer Abstammung. Genau wie Saulus, wobei der natürlich noch mal von ’ner anderen Ecke herkam, ein jüdischer Gelehrter. Und Manahene war vermutlich der Sohn eines Sklaven des Königs Herodes. Auch der kam aus der absoluten sozialen Unterschicht heraus. Keine Ahnung, wo der kulturell einzuordnen ist. Aber wir sehen hier die Gemeindeleitung vor uns, die Propheten und Lehrer, die hier gedient haben, ein ganz bunter Haufen. Ganz unterschiedliche Leute. Total unterschiedlicher Herkunft. So sah Gemeinde aus.
Und weiter ist hier auch, wenn wir dann im Zusammenhang in der Bibel mal gucken, wird ganz deutlich: Die Gemeinde war wirklich MultiKulti. Aus diesen Reihen kommt z.B. auch Lukas der Arzt, oder Titus, der ein unbeschnittener griechischer Konvertit war. Also auch noch mal ein absoluter Exot, der hier zuhause war.
Wir können festhalten, daß die Gemeinde im Neuen Testament sich immer als Gesamte/Gesandte zu allen Völkern verstanden hat. Und Gemeinde ist die Botschafterin zu der Versöhnung der Welt.
Ich möchte einen Text dazu lesen. 2.Korinther 5, 18. Ich mute euch einiges zu. Weiß ich wohl. Ich baller euch total voll. Ich will einfach, daß ihr versteht. Sowohl im Alten wie im Neuen Testament waren die Leute immer gerufen zu den Fremden, sie aufzunehmen. Und das hat keinen Platz in unserer Mitte: Fremdenfeindlichkeit, oder diese Dinge. Da heißt es in diesem Text: „Darum, ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur. Das Alte ist vergangen. Siehe, Neues ist geworden.“ Aber das alles von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Christus und was das Amt gegeben hat, das die Versöhnung predigt .
Wir machen mal ’ne kurze Pause. Uns als Gemeinde ist das Amt der Versöhnung gegeben. Wir sollen die Völker versöhnen mit Gott. Das ist unser Job, das ist unser Amt. Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt, alle Völker, alle Nationen mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi statt. Das ist unser Job. Den führen wir fort, hier Versöhnung zu predigen, Versöhnung natürlich in erster Linie zu Gott, dem Vater. Aber Versöhnung auch untereinander, Versöhnung unter den Völkern, eine Alternative hier anzubieten, zu sagen: Wir haben eine neue Heimat.
Auch noch mal ganz spannend. Ein wirklich total treffender Text, der Epheser-Brief 2, 11 ff. Da schreibt Paulus: „Vergesst nicht, daß ihr, die ihr keine Juden seid, auf Grund eurer Herkunft Außenstehende ward. Unbeschnittene nannten euch die Juden, die das äußere Zeichen der Beschneidung tragen. Damals lebtet ihr getrennt von Christus. Ihr ward vom Volk Gottes, Israels, ausgeschlossen, und wusstet nichts von der Zusage, die er ihm gegeben hat. Euer Leben in dieser Welt war ohne Gott und ohne Hoffnung. Aber nun gehört ihr Christus Jesus. Ihr ward fern von Gott und nun seid ihr ihm nah durch das Blut seines Sohnes. Denn Christus selbst brachte Frieden zwischen den Juden und den Menschen aus allen anderen Völkern, indem er sie“ – <und jetzt so ’n Schlüsselvers> – „zu einem einzigen Volk vereinte.”
Er hat etwas Neues geschaffen. Er hat die Mauern der Feindschaft, die uns früher trennten, niedergerissen. Durch seinen Tod hat er dem Gesetz mit seinen Geboten und Verordnungen ein Ende bereitet und dadurch Frieden gestiftet, indem er beide in sich zu einem einzigen neuen Menschen schuf. Er hat sie in einem Leib vereint und durch das Kreuz mit Gott versöhnt, damit die Feindschaft ein Ende fand. Er ist gekommen und brachte die Botschaft des Friedens euch, die fern von ihm waren, und den Juden, die ihm nahe waren. Durch das, was Christus für uns getan hat, können wir jetzt alle, ob Juden oder nicht, in einem Geist zu Gott kommen. Deshalb seid ihr nicht länger Fremde und ohne Bürgerrechte, sondern ihr gehört zu den Gläubigen, zu Gottes Familie.
Ein phantastischer Text. Aber das muß man sich mal überlegen. Viele sagen: Na ja, ich hab’ mich bekehrt und das bedeutet für mich, also Gott hat mir meine Sünden vergeben, und ich folge ihm jetzt nach. Aber die Identität muß eigentlich von uns Christen weitergehen. Er hat uns herausgerissen aus unserer alten Identität, aus unserer Kreatur, und sagt: Ich gründe mit dir ein ganz neues Volk. Du bist eingeprooft. Deine Identität ist jetzt Christus. Christus, das ist ein neues Volk. Das ist der neue Leib. Das ist deine neue Heimat. Deine neue Heimat ist der Himmel, mit all den anderen, die dort auch Christus nachfolgen.
Und das müssen wir mal verstehen. Wenn wir dann auch immer so deutsch denken, oder so europäisch denken oder so. Das ist auch spannend. Aber als Christen sind wir herausgefordert, auch als Christen zu denken, zu sagen: Wir sind Himmelsbürger und wir haben kein Problem mit diesen Ausgrenzungen, weil wir mit allen Himmelsbürgern richtig gut können.
Die lokale Gemeinde ist dazu aufgerufen, mit ethnischem und sozialem Denken aufzuhören. Wir sind – ich sag’ das mal so ganz provokant – wir sind keine deutsche Gemeinde. Wir sind Jesus’ Gemeinde. Wenn du zu uns gehören möchtest, dann musst du nicht deutsch werden. Amen. Du musst Jesus lieb haben. Wobei es bestimmt nicht hinderlich ist, deutsch sprechen zu können, weil wir hier größtenteils deutsch reden. Stimmt’s? Das ist natürlich so ’ne Sache. Das ist klar. Aber versteht ihr? Von der Identität her ist das nicht das, worauf es uns ankommt. Und ich würde auch behaupten, daß die Sprache nicht das Wichtigste ist um hier Heimat zu finden, sondern der Glaube.
Wir sind eine (1) Familie. Unsere Heimat ist nicht die Bundesrepublik Deutschland oder dein persönliches Heimatland, der Iran oder Polen oder was auch immer, sondern der Himmel ist deine Heimat. Der Himmel ist deine Heimat!
Wie kann das gelingen, daß so unterschiedliche Menschen zusammenkommen, in der Gemeinde zusammenwachsen? Wir haben angefangen, jetzt persisch-deutsche Gottesdienste zu machen. Das ist alles noch ’n bißchen Holter-Di-Polter. Wir müssen das noch organisieren, weiter ausbauen und aufbauen. Aber wir sind da auf dem Weg auch etwas anzufangen, und natürlich auch mit Fragen konfrontiert: Machen wir die alle Persisch-Deutsch? Oder wie machen wir das mit der Übersetzung, oder was auch immer? Aber ich denke, darauf kommt das alles gar nicht an. Es ist nur spannend: Wie können wir hier eine (1) Gemeinde mit ganz unterschiedlichen Leuten bauen? Wie können wir das machen, unterschiedliche Leute zusammenzubringen?
Ich hab’ letztens ’ne Sendung mit ’nem sehr lustigen Thema gesehen und ein sehr lustiges Detail erfahren, was die Gewohnheiten von Menschen auf dem Klo betrifft. Und zwar hab’ ich dann da so erfahren, daß Deutsche ihr Klopapier falten. Stimmt das??
Ja, es macht doch auch Sinn. Wir falten das alles ganz ordentlich. Und dann ging’s dann weiter. Und dann haben sie eben gesagt, daß Amerikaner in der Regel ihr Klopapier nicht falten, sondern daß das geknüllt wird, und daß das deswegen auch ’ne andere Konsistenz hat, weil man das nicht so knüllen könnte. Und wir haben da diese Abrißstränge. So kannst du – wenn du jetzt kein Biodeutscher bist – mal drüber nachdenken, wie du das machst. Vielleicht wird das noch mal ’ne spannende Information. Da kannst du mir dann noch mal sagen, wie du das mit dem Klopapier machst. Aber das ist lustig, so kleine Details. Wir falten und die anderen knüllen, passt doch nicht zusammen! Also das sind so manchmal Kleinigkeiten, aber ich hab’ das jetzt so lustig gesagt. Aber es ist schon ’ne Herausforderung, unterschiedliche Leute zusammenzubringen. Wie kann das funktionieren? Was kann man da unternehmen? Was muß sich verändern? Menschen sind unterschiedlich. Manchmal auch in der Gemeinde prallen kulturelle Welten aufeinander. Wie kann man das überwinden? Wie kann man eine (1) kulturelle Gemeinde bauen? Was brauche ich, um diese biblische Aufgabenbeschreibung zu erfüllen? Darum soll es beim nächsten mal gehen.
Gott hat uns einiges zu sagen, was in unseren Herzen geschehen muß, was mit unseren Aufgaben auch in der Gemeinde geschehen muß, wie man bestimmte Dinge definiert und versteht. Das wird sehr sehr spannend werden, und das schaffen wir heute nicht. Wichtig war für heute, daß wir verstehen, die Bibel ist voll mit diesem Thema, und Gemeinde war immer eine Vielvölkergruppe. Und das ist auch unsere Aufgabe. Ich freue mich darauf. In ein paar Wochen geht’s weiter.
Lasst uns noch mal zusammen aufstehen und beten für die Herausforderungen der kommenden Woche.
Ja , Jesus, ich möchte dir danken, daß Du selber – Deine erste große Auswanderung war ja eigentlich aus dem Himmel auf die Erde, fällt mir gerade ein. Damit fing das alles an. Du warst wirklich der Fremde auf dieser Welt. Du bist in fremde Länder gegangen. Dein Eigentum hat Dich angenommen. Du hast das erlebt. Herr, wir möchten Dich bitten für uns als Gemeinde, daß wir offen werden für noch buntere Menschen in unserer Mitte, daß es uns gelingt sie aufzunehmen, ihnen hier Heimat zu geben in Deinem Namen. Ich möchte beten für Dietzenbach, viele Fremde, die auch nicht Teil der Gemeinschaft sind, sich selber heimatlos fühlen, nicht angenommen, daß wir ihnen Heimat bieten können in Deinem Namen. Jesus, bitte lass’ uns das gelingen und gib uns ’ne Stimme, damit wir Menschen rufen können und hier ein Volk aus allen Völkern bauen können in Deinem Namen. Amen.